„Nes-Lantis – Bad Neustadt unter Wasser“ lautete der Arbeitstitel für die Großübung des Technischen Hilfswerks am vergangenen Wochenende im Landkreis. Der Einsatz fand in Bad Neustadt statt, das Logistikzentrum der rund 150 Helfer aus ganz Bayern wurde auf dem Parkplatz am Mellrichstädter Schwimmbad aufgebaut. Alle elf „Fachgruppen Führung und Kommunikation“ aus dem Landesverband Bayern haben daran teilgenommen. Mellrichstadt war am Wochenende blau – so viele Helfer prägten das Stadtbild.
Mit von der Partie war auch eine Fachgruppe aus Heidelberg (Baden-Württemberg), und zwei Rettungssanitäter aus Graz (Österreich) unterstützen die Kameraden aus Kempten im Einsatz. Dies beruht auf einem Konzept zum gegenseitigen Austausch von Helfern bei Übungseinsätzen, das in Südbayern mit den Anrainer-Staaten verwirklicht worden ist.
Sieben Monate Vorbereitung
Übungen dieser Art finden einmal im Jahr statt; dafür geeignete Ortsverbände werden vom Landesverband ausgewählt. Heuer wurde bei den Mellrichstädter Helfern angefragt, ob sie ein solches Training durchführen wollen. Natürlich haben die THWler sofort zugestimmt. Mehr als sieben Monate hat das Team um Thorsten Haag, Chef der Fachgruppe Führung und Kommunikation in Mellrichstadt, den Ablauf geplant und organisiert. Gut 150 Helfer waren am Wochenende in Mellrichstadt im Einsatz. Entsprechend wurde die Oskar-Herbig-Halle in eine große Mannschaftsherberge umfunktioniert. Der große Saal war mit Feldbetten vollgestellt, das Mittagessen „in gewohnt guter THW-Qualität“ wurde im Nebenraum ausgegeben.
An diesem Übungswochenende in Mellrichstadt haben sich bayerische Führungsteams aus Marktheidenfeld, Nürnberg, Lauf, Hilpoltstein und Kempten beteiligt. Unterstützt wurden sie von Fermeldetrupps aus Lauf, Marktheidenfeld, Selb, Straubing und München.
Land unter in Bad Neustadt
Das Szenario für die Übung war ein verheerendes Hochwasser in Bad Neustadt, wo Brend und Saale über die Ufer getreten waren. Dabei ergaben sich einige heikle Herausforderungen für die Leute in den Führungsstellen. Unter anderem musste der Bau eines Sandsackdammes in der Otto-Hahn-Straße geplant werden, und es galt, die Einsatzkräfte für den Bau zu koordinieren. Weiterhin wurde angenommen, dass Unterebersbach aufgrund der Wassertiefe nur noch mit Lkw oder Unimog erreichbar ist. Aufgabe hier war es, einen Fußgängersteg aus mehreren Gerüstsystem-Sätzen zu schaffen. Zu allem Übel gab es einen großflächigen Stromausfall, der die Organisation einiger Versorgungsstationen für die Zivilbevölkerung in der Innenstadt erforderte. Und am Rhön-Klinikum musste der Hubschrauberlandeplatz beleuchtet werden.
Die Helfer für die Planung waren auf fünf Führungsstellen verteilt, die parallel und unabhängig voneinander an der Einsatzplanung arbeiteten. Einspielungen von Einheiten und Lagemeldungen wurden von Helfern des THW-Ortsverbands Mellrichstadt sowie von den Ortsverbänden Bad Kissingen und Schweinfurt übernommen. Die Führungsstellen bestehen aus einem Führungs- und Kommunikationswagen, von den Helfern „FüKomKW mit Anh FüLa“ genannt, wobei der als Faltcontainer konzipierte Anhänger „Führung und Lage“ heißt. Ausgeklappt, steht hier eine Arbeitsfläche von 20 Quadratmetern zur Verfügung. Die Farbe der Container für die Führung ist weiß mit blauer Beschriftung. Die Geräte und Fahrzeuge der „ausführenden“ Helfer sind im THW-Blau gehalten und mit weißer Schrift gekennzeichnet.
Übung der Fernmeldetrupps
Tilman Gold, Einsatz-Referent im THW-Landesverband Bayern, führte Gäste vom BRK, den Maltesern und der Feuerwehr zu den übenden Helfern. Gleichzeitig fand eine Übung der Fernmeldetrupps statt. Hier wurden die verschiedenen Möglichkeiten des Informationsaustauschs im Einsatzfall geübt. Bestandteil der Übung war unter anderem der Aufbau einer analogen Feldtelefonstrecke, die sich aufgrund ihrer Robustheit, Einfachheit und Zweckmäßigkeit nach wie vor großer Beliebtheit erfreut. Im Einsatz war auch das Nachfolgegerät, das Awitel (Albis Wired Telephone), eine digitale Telefontechnik, wobei sich bis zu 30 Geräte an einem Kabel anschließen lassen. Das Awitel, eine militärische Entwicklung, ist im Übrigen genauso robust und strapazierfähig wie das alte Feldtelefon.
Die Fachgruppen Führung und Kommunikation übernehmen beim Einsatz Aufgaben wie das Verlängern von Telekommunikationsanschlüssen aus Festnetzen über drahtlose Verbindungen, das Einrichten und Betreiben von eigenständigen Telekommunikationsnetzen sowie die Ergänzung bestehender Netze.
Bis in die Nacht wurde geübt, wobei der Einsatz sehr gut verlief, wie aus der Führungsriege zu hören war. „Alles war perfekt und sehr gut organisiert“, lobten unter anderem die Gruppen aus Heidelberg und Kempten das Engagement der Mellrichstädter Kollegen. Das Gelände mit den Parkplätzen und der naheliegenden Oskar-Herbig-Halle erwies sich für diese Einsatzübung als bestens geeignet. Und am Ende fanden auch die Schiedsrichter kaum einen Grund für Kritik.
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